Regionalentwicklung ist zukunftsweisend! 

An die 70 LEADER-Projekte aus der Förderperiode 2014-2023 mit Unterstützung der EU, des Bundes und des Landes sorgen für nachhaltige Wertschöpfung in der Region Sterngartl Gusental. 

Seit rund 30 Jahren unterstützt LEADER mit dem Ansatz der eigenständigen Regionalentwicklung erfolgreich Projekte im ländlichen Raum. LEADER ermöglicht damit lokalen Akteur:innen die Planung und Umsetzung von Strategien zur Stärkung und Weiterentwicklung der Region. Nicht zu vergessen ist außerdem der soziale Aspekt: Vernetzung, aktive Kommunikation und somit ein gutes und regelmäßiges Miteinander.


Die Region Sterngartl Gusental zieht Bilanz

Warum Regionalentwicklung mit Hilfe von LEADER Projekten nicht wegzudenken ist, zeigt die Erfolgsbilanz der letzten und auch aktuellen Förderperiode in der Region Sterngartl-Gusental.

70 Projekte mit dem Fokus auf Innovation, Kooperation, Nachhaltigkeit und Regionalität wurden in der Förderperiode 2014 – 2023 bewilligt und umgesetzt. Viele weitere Projekte wurden zudem durch das Büro unterstützt. Rund 5 Mio. € an Gesamtkosten wurden von Gemeinden, Vereinen und Betrieben in regionale Projekte investiert. Knapp 3 Mio. Euro an Förderung wurden dafür von EU, Bund und Land OÖ zur Verfügung gestellt.

Regionale Leuchtturmprojekte wie die Mountainbike-Region Sterngartl Gusental, Kooperationen mit Südböhmen und vor allem das heute vorgestellte regionale Projekt über die Erneuerbaren Energien wurden zusätzlich in LEADER ausgearbeitet und umgesetzt. Besonders hervorzuheben sind die seit 2023 gesetzten Aktivitäten zur Gründung Erneuerbarer Energiegemeinschaften (EEG) in der Region. In der aktuellen Förderperiode 2023 – 2027 stehen derzeit mehrere Projekte in den Startlöchern.  LEADER-Projekte wie dieses stärken die Wertschöpfung in der Region und attraktivieren den ländlichen Lebensraum für die Bevölkerung sowie für lokale Unternehmen.


Vorzeigeprojekt “EEG” im Sterngartl Gusental

Das 2023 gestartete Projekt „Erneuerbare Energien Sterngartl Gusental“ ist ein Best-Practice Beispiel, welches durch die Gemeinschaftsinitiative der EU, des Bundes und des Landes OÖ ermöglicht wird. Know-how und Expertise werden in die Region gebracht und es wird ein wertvoller Beitrag zur Energiewende geleistet.
Gemeindeübergreifend wird seit dem Vorjahr die Entstehung sogenannter „Erneuerbare Energie-Gemeinschaften“ (EEG) unterstützt. “Mit diesen Überlegungen, EEG-Gründungen zu unterstützen, lagen wir goldrichtig. Sowohl zeitlich als auch inhaltlich”, betont der LEADER-Obmann Bgm. Martin Tanzer. Obmann Stv. Bgm. Thomas Wolfesberger ergänzt: “Mit dem Modell einer ARGE fanden wir zudem ein Format, das die künftige weitere Bearbeitung ermöglicht.”
Die Projektleiter des umfangreichen LEADER-Projektes, DI Herman Reingruber und DI Andreas Drack als Klimaexperte sind sich einig:  “Die LEADER-Region begleitet mit umfassenden Maßnahmen und Tools, wie etwa dem digitalen Werkzeugkoffer, den Gründungsprozess und steht auch im Nachgang beratend zur Seite, zum Beispiel in Form von ARGE-Treffen.” Das ist wichtig für die Weitergabe relevanter Informationen wie Gesetzesnovellen, steuerliche Veränderungen und vielem mehr. Damit wird sichergestellt, dass gründungsinteressierte Personen, EEG-Gründer:innen und auch Mitglieder von bestehenden EEG die jeweils für sie essentiellen Informationen kennen und zudem der Austausch gefördert wird.

LEADER-Obmann und Bgm. Martin Tanzer und Obmann-Stellvertreter Bgm. Thomas Wolfesberger ziehen am gleichen Strang: “Kooperieren statt konkurrieren, mit unseren Experten Klarheit in das komplexe Thema Erneuerbare Energiegemeinschaften und relevante News unter die Leute bringen. Genau deshalb sind regelmäßige Treffen so wichtig.”

Meilensteine auf dem Weg zur Energiewende
Ein bedeutender Aspekt sind die zugänglichen Veranstaltungsformate in den Mitgliedsgemeinden. Neben den ARGE Treffen haben sich Info-Abende und Gründungs-Workshops bewährt, die von der LEADER-Region gemeinsam mit den jeweiligen Gemeinden organisiert und durchgeführt werden.

“Wer an der Teilnahme oder Gründung einer lokalen Energiegemeinschaft und somit gemeinsamen Stromproduktion interessiert ist, soll möglichst einfach über alle relevanten Schritte informiert und zudem mit anderen Interessierten vernetzt werden”, so die Geschäftsführerin Mag. Martina Birngruber.

Nach der Evaluierung des Versorgungsbereichs (lokal oder regional) der jeweiligen EEG gibt es Unterstützung beim Finden von EEG-Mitgliedern und für eine begrenzte Zahl an Initiativen komplette Unterstützung und Begleitung von der Gründung bis zum Vollbetrieb der EEG. Nicht zu vergessen die Vernetzungs- und Schulungsaktivitäten für lokale Gründungsinitiativen. Dabei geht es auch um aktive Beratung, Hilfe bei der Verrechnung und das zur Verfügung stellen von relevanten Vereinbarungen und Leitfäden für die Energiegemeinschaft und ihre Teilnehmer:innen. Die wichtigsten Informationen werden zudem übersichtlich auf der Website inkl. Downloadmöglichkeiten immer topaktuell bereitgestellt.

“Das Fachgebiet der EEG ist neuartig, das Interesse seitens der Bevölkerung an der Produktion und Nutzung von klimaneutralem Strom groß. Wichtig ist, die Denkweise der Bevölkerung vom einfachen Konsumenten hin zum Mitglied einer Energiegemeinschaft zu vermitteln, gleichzeitig für die EEG-Betreiber alle relevanten  Aspekte – Netzgebühren, Steuern und sich dynamisch entwickelnde rechtliche Rahmenbedingungen – im Blick zu behalten. Das stärkt die Sicherheit der EEG-Funktionäre, und so gelingt die Umsetzung Schritt für Schritt, Gebiet für Gebiet”, verdeutlicht der Projektleiter Hermann Reingruber aus dem Projektteam, die erforderliche Kommunikation. 


Eigenständig und selbstbestimmt: Die Zahlen sprechen für sich

Ein wichtiger Ansatz zur Steigerung der Wertschöpfungseffekte bei der Erzeugung erneuerbarer Energie ist die lokale Nutzung in der Region durch Erneuerbaren Energiegemeinschaften. Strom aus Sonne, Wind und Wasser hat bei regionaler Nutzung einen Kostenvorteil. Um diesen nutzen zu können wurde ein Leader-Projekt “EEG Sterngartl-Gusental” umgesetzt bzw. folgende Zwischenziele erreicht:

Seit dem Projektstart wurden bereits 11 regionale Versorgungsgebiete beschrieben. Weiters wurden 88 lokale Versorgungsgebiete recherchiert und beschrieben. (Anmerkung: Lokale EEG sind durch einen gemeinsamen Transformator definiert.)

  • 3 regionale EEG sind in Betrieb
  • 5 lokale EEG sind in Betrieb
  • 6 Gemeinschaftliche Erzeugungsanlagen (GEA) sind in Betrieb
  • 21 Interessent:innen für weitere EEG-Gründungen sind namhaft
  • 8 GEA sind in Gründungsvorbereitung

In den schon gegründeten Erneuerbaren Energiegemeinschaften sind rund 400 Verbraucher:innen und 150 Erzeuger:innen aktiv. 550.000 kWh Strom wurden bereits in wenigen Monaten ausgetauscht.


Wertschöpfung in der Region sichern

Die 17 Gemeinden der Region benötigten zum Projektstart mindestens  5.300 MWh Strom in 485 Liegenschaften.  Demgegenüber sind im Projektgebiet errichtete bzw. geplante Photovoltaik-Anlagen in Gemeindebesitz mit zusammen 1.700 MWh Jahresproduktion an 71 Standorten verfügbar. Etwa ein Fünftel des öffentlichen Bedarfs der Gemeinden, also rund 1.000 MWh, könnten bereits jetzt direkt über EEGs ausgetauscht werden.

Bei den 21.800 Haushalten der Region ist ein Strombedarf von etwa 118.000 MWh zu erwarten, 30.000 MWh könnten aus regionalem Sonnenstrom direkt genutzt werden. Entsprechend dem Mühlviertler Ressourcenplan wurde ein aktueller Gesamtbedarf von 285.000 MWh an elektrischer Energie abgeschätzt.

Wenn das regionale Austauschpotential alleine für Sonnenstrom im Bereich von 80.000 MWh liegt, wurden mit den bestehenden Initiativen erst 0,7% des Potentials erreicht. “Da ist noch viel zu tun, gleichzeitig zeigen diese Kennzahlen ganz klar auf, wohin die Reise auch künftig gehen soll und wird”, ist Andreas Drack überzeugt.

Zusätzlicher Windstrom (besonders nachts und im Winter) kann das regionale Versorgungspotential auf die Hälfte des Bedarfes heben, dieser Mix ist in einer EEG bereits Realität. Bei etwa 10 Cent langfristigen Stromkosten in EEGs kann so langfristig eine jährliche Wertschöpfung von über 18 Mio. € in der Region bleiben!


Wege zu einem Klimaneutralen 2040

Strom aus Wind und Fotovoltaik hat laut vorjährigem Bericht des Weltklimarats (IPCC) global das höchste Potenzial zur Reduktion von Treibhausgasemissionen bei niedrigsten Kosten. Im Rahmen des Leader-Projekts wurde auch abgeschätzt, wie das Energiesystem in unserer Region 2030 und 2040 aussehen und insbesondere welche Rolle die Fotovoltaik bzw. Erneuerbare Energiegemeinschaften spielen könnten. Technologisch wird eine hohe Durchdringung mit E-Mobilität und Wärmepumpen im Heizungsbereich angenommen und davon ausgegangen, dass Netzanschlüsse und Speicherkapazitäten vorhanden sind.


Was bedeutet das in Zahlen?

Durch E-Mobilität und Wärmepumpen wird sich der gesamte Energiebedarf bis 2040 um mehr als ein Drittel verringern (von aktuell 1.435 GWh auf 900 GWh). Fossile Energieträger werden im Wesentlichen durch Strom aus Erneuerbaren Energieträgern und zu einem kleinen Anteil aus E-Fuels ersetzt. Der Stromverbrauch wird sich von aktuell 285 GWh auf etwa  558 GWh im Jahr 2040 verdoppeln.


Unabhängig durch regionale Stromproduktion

Kann dieser Strombedarf durch Stromproduktion in der Region abgedeckt werden? Nur so lässt sich in Zukunft die hohe Abhängigkeit von fossilen Energieträgern vermeiden. Derzeit werden durch PV, Wind, Biogas und Kleinwasserkraft ca. 100 GWh an erneuerbarem Strom in der Region erzeugt. Der Zuwachs bei der Stromerzeugung kann in unserer Region vorwiegend durch den Ausbau von Fotovoltaik erfolgen. Aufgrund der nationalen Zielsetzungen im Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) wird von einer Verdreifachung der PV-Erzeugungskapazität bis 2030 ausgegangen.


Wir zeigen sinnvolle Wege auf

Der Zuwachs wird dominiert durch Dachflächenanlagen, aber auch erste PV-Freiflächenanlagen sind angesichts des notwendigen Tempos der Energiewende dringend erforderlich. 2040 kann durch einen weiteren Ausbau insbesondere von PV auch der hohe Stromverbrauch in der Höhe von 558 GWh abgedeckt werden. Es wird weiterhin von einem hohen Anteil an Dachflächenanlagen (38% der zusätzlichen PV-Produktion) bzw. im Gebäudeumfeld (10% der Produktion, z.B. Zäune, Fassaden) ausgegangen. Freiflächenanlagen würden demnach 39% beitragen. Je nach Anlagengröße müssten im Mittel in jeder Gemeinde zwei bis drei PV-Freiflächenanlagen gebaut werden. Das ist ein geringer Anteil der vorhandenen Bodenflächen. Zusatznutzung wie Agri-Photovoltaik, mit der weitere eine landwirtschaftliche Produktion möglich ist, oder Förderung der Biodiversität sind gute Wege, um das Risiko der hohen Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu minimieren und zudem enorme zusätzliche Wertschöpfung in der Region entstehen zu lassen. Das umfasst alle Bereiche vom Bau neuer Anlagen, der Energiegewinnung und Betriebsführung bis hin zur regionalen Nutzung und Vermarktung.


Situation am Strommarkt

Nachdem die erzielbaren Einspeisevergütung für Strom im letzten halben Jahr durch Änderung des Marktdesigns (Referenzmarktwert PV, https://www.e-control.at/referenzmarktwert2) mit März 2023 bereits unter 5 Cent pro kWh gefallen ist, ist für gerade kleine Anlagen reines Einspeisen nicht mehr kostendeckend. EEGs bieten hier den entscheidenden Vorteil:  Verringerte Netzgebühren bzw. ab 2025 wird der Entfall der Energieabgabe wieder signifikant wirksam, ggf. wird auch der (entfallende) Erneuerbaren-Ausbaubeitrag wieder relevant.

EEG können so eine Boost zum Erhalt der wirtschaftlichen Attraktivität von PV-Anlagen und zum Anreiz für den weiteren erforderlichen Zubau werden . Natürlich werden auch die Endverbraucherpreise nachgeben, der Netzkostenvorteil bleibt jedenfalls gegeben.


Erschließbarkeit von Errichtungsflächen

Am einfachsten erreichbar sind private oder gewerbliche Dachflächen, hier ist die Eigennutzung relevant. Im Geschosswohnbau (Eigentum, Miete) ist wegen der komplexen Verfügungsstruktur Unterstützungsbedarf gegeben, es bieten sich externe Errichter und Betreiber an (z.B. eine Genossenschaft als Errichter und Betreiber einer GEA). Maßgeblich für die wirtschaftliche Attraktivität sind selbstverständlich Bürgerbeteiligung und Nutzung vor Ort. Für große Flächen auf Dächern (Öffentliche, Gewerbliche, Versiegelte z.B. Parkflächen) kann mangelnde Kapitalausstattung oder geringe Wirtschaftlichkeit als Volleinspeiser hinderlich sein, auch hier kann die Kombination von Bürgerbeteiligung und Erneuerbare-Energie-Strukturen unterstützend wirken.


Erforderliche Netzkapazitäten

Die Netzbetreiber sind gesetzlich verpflichtet, Einspeisekapazitäten bereitzustellen. Verzögerungen im Ausbau sind de facto gegeben. Der Österreichische Netz-Infrastrukturplan und das Elektrizitätswirtschaftsgesetz sollten hier Klarheit und Perspektiven schaffen.


Über die Region Sterngartl-Gusental 

Die oberösterreichische Region Sterngartl-Gusental reicht vom Norden der Landeshauptstadt Linz bis zur Grenze nach Tschechien im Norden. Auf einer Fläche von rund 453 km² erstrecken sich 17 Gemeinden mit 53.800 Einwohner:innen. Besonders erfreulich: fast 40 Prozent der Region besteht aus Waldgebiet, was wiederum für eine hervorragende Lebensqualität sorgt und die Region auch als touristische Destination mit jährlich rund 240.000 Nächtigungen attraktiv macht. https://www.sterngartl-gusental.at/

Download: PV-Strategie Sterngartl Gusental